Auch 2007 konnten wir wieder dank vieler Speneden von Januar bis November ca. 6500 € überweisen. Für ca. 40 Kinderpatenschaften wurden in diesem Zeitraum 4584,06€ überwiesen. Sonstige Spenden kamen:

von Irene Bergmüller (Gerl) von Vorträgen:                   695,00€,
Faschingsmarkt Hausen mit Namibia-Stand der MEF: 250,00€,
Palmbuschenaktion der Pfarrei:                                 130,00€,
Firmlinge mit Ihrer Kerzenaktion:                                85,00€,
Irene von Tagesstätte 12:                                          136,50€,
StMartin Akktion Schneidhart:                                  230,40€,
Spenden die Klaus Lettner an uns weitergegeben hat: 380,00€
und Bareinzahlungen aufs Konto:                                22,00€
                                                                             _________
Insgesamt stehen also                                            1928,90€ zur freien Verfügung
um hilfsbedürftigen Familien, Einzelpersonen oder Institutionen zu helfen.

Herzliches “Vergelts Gott” an Alle.

Die HIV/Aids - Freiwilligenhelfergruppe “Mother`s Voice”

Die Gruppe Mother`s Voice hat 1999 mit ihrer Arbeit in der Community begonnen. Zehn Frauen haben sich damals zusammengefunden um angesichts des zunehmenden Leids durch HIV/Aids ihre Stimme zu erheben und versucht durch ihren Einsatz eine Antwort zu geben.

Bis heute zu einer Gruppe von 35 ehrenamtlichen Helfern entwickelt. Sie nennen sich selbst „Freiwillige“ bieten ihre Hilfsdienste völlig unentgeltlich und freiwillig an. All die Helfer sind einfache Leute aus der Community und haben machmal selbst nicht das Nötigste zum Leben. Es gibt niemanden unter ihnen der nicht die Not durch HIV/Aids hautnah, oft aus dem eigenen Familien- und Freundeskreis kennt. Ein Teil der Helfer ist auch selbst infiziert.

Die Aktivitäten der Gruppe konzentrieren sich auf 3 Schwerpunkte:

  • Die Versorgung der Kranken zuhause,
  • die Beratung und der persönliche Beistand und
  • die Suppenküche.

Versorgung der Kranken zuhause:
Hier geht es v.a. um Pflegehilfsdienste bei Aids-Kranken, die zuhause keine oder keine ausreichende Versorgung erhalten. Familienangehörige sind oft nicht vorhanden, überfordert oder haben den Kranken manchmal sogar verstossen.
Die Arbeit der Freiwilligen ist vielfältig: Waschen des Kranken, Versorgen der Wunden, Füttern, Versorgung mit Grundmedikamenten, medizinische Aufklärung, Haus sauber machen, Kleidung waschen oder Essen zubereiten, Einbeziehen von Angehörigen oder Nachbarn; sind immer wiederkehrende Dienste.

Beratung/persönlicher Beistand:
Durch die Gruppe finden HIV-positve Menschen oder Aids-Kranke verständnisvolle Ansprechpartner und Begleiter.
Nachdem in einem ersten Schritt der Beratung die persönlichen Lebensumstände der betroffenen Person deutlich sind, wird in einem zweiten Schritt versucht entsprechende Hilfen anzubieten. Dies kann Aufklärung über die Krankheit sein, Ermutigung zu positiver Lebensweise, Zusammenarbeit mit Angehörigen, Vermittlung und Zusammenarbeit mit staatlicher Fürsorge, Hospital oder Ärzten usw. .
Wichtiger als Aufklärung und Information ist aber für die Menschen oft die „nicht-technische“ Beratung – d.h. das da-sein für den Betroffen, das verständnisvolle Zuhören, die menschliche Unterstützung und Begleitung in verzweifelter Lage. Dieses langfristige Mitgehen liegt Mother`s Voice besonders am Herzen.
Manche Patienten wünschen sich auch geistlichen Beistand wie z.B. Gebet oder manchmal stellen die Freiwillen auch wieder Kontakt zu Priestern oder Gemeinde her.
Ergreifend berichten Patienten wie sie durch Mother`s Voice aufgerichtet wurden und wieder neuen Lebensmut gefunden haben. Manche Patienten sind mittlerweile selbst Helfer geworden und die Grenze zwischen Betreuer und Betreuten lässt sich manchmal nicht so deutlich ziehen. Im Grunde besteht die Gruppe nicht nur aus den 35 Freiwilligen sondern ist eine grosse Gemeischaft die sich gegenseitig hilft und unterstützt.

Suppenküche

Zweimal wöchentlich betreibt die Gruppe eine Suppenküche für ca. 100 - 120 Menschen und ca. 50 Kinder.
Die Betroffenen holen ihr Essen ab oder lassen es von ihren Kindern oder Helfern abholen. Bei bettlägrigen Patienten wird das Essen nach Hause gebracht und oft mit Pflegediensten verbunden. Es wird eine genaue Liste geführt wer zu den Berechtigten gehört und wer jeweils wann Gebrauch von der Suppenküche macht.
Die Armut ist gross und ein Hauptproblem der Patienten ist häufig Hunger und Mangel-ernährung.
Es ist ein gewisses Paradox, dass heutzutage in Namibia die recht aufwendige antiretrovirale Aids-Therapie kostenlos zugänglich ist – und glücklicherweise ist diese Behandlung möglich! – auf der anderen Seite aber viele Patienten nicht in der Lage sind, sich ausreichend oder entsprechend der Therapie zu ernähren.
Hier versucht die Suppenküche entgegenzuwirken. Ein grosser Teil der eingeschriebenen Patienten ist unter antiretroviraler Therapie. Ein kleinerer Teil sind aber auch Alte, Behinderte, TB-Kranke oder Menschen die aus anderen Gründen in extremer Armut leben.

Ein kleines Beispiel soll deutlicher machen, was die Gruppe tut:

Eine junge Frau, 27 Jahre alt, lebt zusammen mit ihrem 17-jährigen Bruder in einem Wellblechverschlag in einem Hinterhof im Armenviertel Tseiblaagte. Die junge Frau ist halbseitig gelähmt und Aids-krank. Sie ist pflegebedürftig und kann auch nicht mehr selbst aufstehen. Ihr Kind hat sie bei entfernten Angehörigen untergebracht. Die Mutter der jungen Frau ist 2003 an Aids verstorben. Der Vater lebt auf einer abgegegenen Farm und interessiert sich nicht für seine Tochter und seinen Sohn.
Bereits die Mutter wurde von Mother`s Voice betreut und auf diese Weise wurde die Gruppe auch auf die junge Frau aufmerksam. Erste Symptome der Krankheit waren bereits damals erkennbar, die Betroffene wollte dies aber nicht wahrhaben und war sehr problematisch im Umgang. Durch geduldige Beratung und Begleitung ist es Mother`s Voice gelungen, Zugang zu der jungen Frau zu finden. Nach einem ersten schwierigen Schritt, sich einem Aids-Test zu unterziehen, wurde die Frau weiter begleitet und unterstützt. Durch Zusammenarbeit mit der staatlichen Fürsorge ist es, nachdem einige amtliche Hürden genommen waren gelungen, dass die Frau eine Behindertenrente von 370,-- (ca. 50 Euro) zugesprochen bekam. So kann sie zumindest einige notwendige Dinge wie die Miete für die Hinterhofhütte oder die Wasser-kosten selbst bestreiten. In der Nachbarschaft konnte eine „Patin“ gefunden und angeleitet werden. Von Patin und Freiwilligen werden heute regelmässige Hilfs- und Pflegedienste übernommen. Auch das Essen aus der Suppenküche wird nach Hause gebracht, nachdem auch keine Kochmöglichkeit oder Feuerholz vorhanden sind und die Behindertenrente für eine ausreichende Ernährung zu knapp ist. Die junge Frau ist auch kirchlich wieder einbezogen, was ihr ein Anliegen war. So kommt z.B. regelmässig der Gemindepriester um ihr die Krankenkommunion zu bringen.

Die junge Frau ist heute froh und dankbar, dass es Mother`s Voice gibt – die einzige Quelle, die ihr Liebe, Mitmenschlichkeit und notwendige Hilfsdienste vermittelt.

Sorge macht der Gruppe noch der 17-jährige Bruder. Seit dem Tod der Mutter ist er zunehmend schwierig, hat die Schule abgebrochen, ist arbeitslos und findet keinen Halt im Leben. Die Gruppe versucht ihn geduldig einzubeziehen und gelegentlich geht er auch mit Hilfsdiensten zur Hand. Wenn seine Schwester stirbt hat er niemanden mehr wo er bleiben kann. Vielleicht ist dann „Mother`s voice“ noch sein einziger Ansprechpartner.

Wie die Gruppe ihren Einsatz sieht

Die Gruppe sieht ihre Arbeit als Caritas – als einen Liebesdienst am bedürftigen Nächsten.
Der Mensch, egal von welcher Hautfarbe, welcher Gruppe oder welcher Religion steht im Vordergrund und die Freiwilligen versuchen sich vom Evangelium inspirieren zu lassen und daraus ihre Kraft zu schöpfen. Diese Gesinnung steht für die Freiwilligen im Vordergrund und nicht Geldbeschaffung oder eine gute Statistik, wie das bei manchen Hilforganisationen der Fall zu sein scheint.
Trotzdem sind natürlich Mittel nötig um die Arbeit leisten zu können. So wird versucht Geld durch eigene Anstregungen zu erwirtschaften, wie durch Verkauf von take-away-Essen oder durch Geldsammellisten. Zum anderen wird die Arbeit durch kleinere Sach- und Geldspenden von örtlichen Menschen und auch durch die Pfarrgemeinde und Diözese unterstützt, unter deren Trägerschaft die Gruppe arbeitet.

Mother`s Voice hat auch Pläne, wie sie ihre Arbeit ausweiten und verbessern möchte, soweit die nötigen Mittel dafür generiert werden können:

Verstärkung der Suppenküche

  • Hauptanliegen ist die Ausweitung der Suppenküche auf 3 mal wöchentlich. Auf diese Weise könnten die Bedürftigen zumindest jeden 2. Tage eine warme Mahlzeit bekommen.

Transportprobleme

  • Schwierigkeiten bereiten der Gruppe die ungenügenden Transportmöglichkeiten. Es ist selten, dass ein Gruppenmitglied über ein Fahrzeug verfügt. Immer wieder ist es jedoch nötig, dass Kranke ins Hospital oder zum staatlichen Fuersorgebüro gebracht werden müssen – weit entfernt vor den Toren der Stadt. Patienten unter antiretroviralter Therapie müssen Kontrolltermine einhalten und regelmässig ihre Medikamente abholen;
  • das Essen für die Suppenküche muss eingekauft werden; Pflegehilfsmittel (wie Handschuhe oder Verbandsmaterial...) müssen im Krankenhaus abgeholt werden usw. ...
  • Der Zugang zu einem Fahrzeug würde der Gruppe vieles erleichtern.

Fortbildung und Einkehrtage

  • Dies ist ein Punkt der in Vergangenheit auch wegen fehlender Mittel zu kurz kam und mehr Beachtung nötig hat. Die Helfer von Mother`s Voice sind keine Professionellen sondern „nur“ Ehrenamtliche mit viel gutem Willen und Engagement. Bei der schwierigen Arbeit die sie leisten, ist Aus- und Weiterbildung unerlässlich. Schulungen über häusliche Pflege, über Beratungsarbeit oder über antiretrovirale Therapie, Einkehrtage für die Freiwilligen um sich seelisch und geistlich zu stärken, sind Wünsche, die die Gruppe gerne umsetzen möchte.

Der Bedarf an Hilfe ist gross und laufend sind die Freiwilligen mit neuen Hilfesuchenden konfrontiert. Die Register und Aufzeichnung von Suppenküche und Hauspflegediensten werden jede Woche länger und manchen Freiwilligen ist ihr Dienst praktisch zum Beruf geworden.

„Ons het nie kans nie om te rus nie!“( „Wir haben keine Chance, um uns auszuruhen!“), sagen die Freiwilligen und so wie es aussieht wird Mother`s Voice auch in Zukunft noch weiter wachsen (müssen).
Der Bericht wurde zusammengestellt durch:

Birgit Kassner (Mitarbeiterin der Diözese Keetamanshoop)
mit Hilfe der Freiwilligen auf dem Photo:
Ignatia Swartbooi
Trudi Swartbooi, Leiterin
Johannes Petrus Otto
und Kathy van Wyk

Noch ein paar Photos:

Auslauefer des Armenviertel Tseiblaagte. Im Hintergrund die R.K. Mission von OLPH wo Mother`s Voice Räumlichkeiten und Suppenküche hat.

 

Der Friedhof in Tseiblaagte. Nur selten findet man das Grab eines alten Menschen.

 

Die Suppenküche von Mother`s Voice in Aktion. Die Kinder sind die ersten, die das Essen für sich und ihre kranken Elten abholen (soweit sie noch Eltern haben).

Trudi und Kathy zeigen Pater Klaus Lettner, dem Adminis-trator der Diözese Keetmanshoop die Aufzeichnungen und Register der Gruppe.